Rum gehört zu den traditionsreichsten Spirituosen der Welt und entsteht aus Zuckerrohr in verschiedenen Formen. Wie Rum entsteht, welche Schritte seine Aromen prägen und warum unterschiedliche Destillationsmethoden zu sehr eigenen Stilrichtungen führen, zeigt dieser Überblick – sachlich, präzise und verständlich erklärt.
Warum dieses Thema wichtig ist
Die Rumwelt ist vielfältig – von leichten, klaren Destillaten bis zu komplexen, fassgereiften Abfüllungen. Viele Menschen genießen Rum, wissen aber wenig darüber, wie er produziert wird.
Wer die Grundprozesse kennt, kann Rumstile besser einschätzen, typische Aromen verstehen und Unterschiede zwischen Melasse, Zuckerrohrsaft-Rum und Rhum Agricole klar einordnen.
Zuckerrohr – der Ursprung jedes Rums
Rum basiert immer auf Zuckerrohr. Der Rohstoff kann auf zwei Wegen verarbeitet werden:
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Melasse – der klassische Ansatz: Melasse fällt bei der Zuckerherstellung an und ist weltweit der häufigste Ausgangsstoff für Rum.
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Zuckerrohrsaft – frisch gepresst und sofort verarbeitet; führt zu helleren, pflanzlicheren Aromaprofilen.
Wichtig:
Rum aus Zuckerrohrsaft ist nicht automatisch Rhum Agricole. Agricole ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung (vor allem Martinique, Guadeloupe), die an strenge regionale Vorgaben gebunden ist.
Zuckerrohrsaft-Rum existiert weltweit – etwa in Mauritius, Haiti, Brasilien oder Australien – ohne Agricole-Status.
Fermentation – wie Aromen entstehen
In der Fermentation wandeln Hefen Zucker in Alkohol um. Dieser Prozess ist einer der wichtigsten Schritte, weil hier ein Großteil der späteren Aromen entsteht.
Die Dauer variiert stark:
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kurze Fermentationen (Stunden bis wenige Tage) → leichtere, klare Aromatik
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lange Fermentationen (mehrere Tage oder Wochen) → komplexere, fruchtige oder „funkige“ Noten
Traditionelle Destillerien, besonders auf Jamaika, nutzen lange Fermentationen, die den charakteristisch intensiven Stil prägen.
Destillation – Aromatik oder Reinheit?
Rum kann in zwei Hauptsystemen destilliert werden:
Pot Still
Kupferbrennblase, meist chargenweise betrieben.
Ergebnis: aromatisch, körperreich, komplex.
Typisch für: Jamaika, Barbados, Guyana und viele Craft-Brennereien.
Column Still
Säulenbrennanlage, kontinuierlicher Betrieb.
Ergebnis: weicher, leichter, reiner.
Typisch für: große karibische Destillerien, moderne Produktionsansätze.
Viele Hersteller kombinieren beide Systeme, um ein harmonisches Profil zu erzeugen.
Fassreifung – wo Rum Tiefe gewinnt
Rum kann nach der Destillation direkt abgefüllt werden – oder über Jahre in Holzfässern reifen. Die Reifung prägt Farbe, Struktur und Aromatik.
Typische Fassarten sind:
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Ex-Bourbon-Fässer – der Standard in vielen karibischen Destillerien
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Ex-Rum-Fässer – für Reifung oder Nachreifung in wärmeren oder gemäßigten Klimazonen
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Ex-Sherry-Fässer – häufig genutzt, aber nicht traditionell verpflichtend
Finishes – also kurze Nachreifungen in besonderen Fässern wie Port, Madeira oder Wein – sind modern und beliebt, aber keine klassische Tradition der Rumproduktion. Sie werden eher als kreative Erweiterung verstanden.
Blending und Abfüllung
Viele Rums entstehen durch Blending: verschiedene Fässer, Altersstufen oder Destillationsmethoden werden gezielt miteinander kombiniert.
Dadurch lassen sich aromatische Ausgewogenheit und ein wiedererkennbarer Stil erreichen.
Nach dem Blending wird Rum auf Trinkstärke gebracht und abgefüllt.
Fazit
Rum entsteht aus einer Kombination von Rohstoff, Fermentation, Destillation, Reifung und handwerklicher Entscheidungskunst. Jeder Schritt prägt die spätere Aromatik und erklärt, warum Rum weltweit so unterschiedlich schmecken kann.
Wer die Produktionsprozesse versteht, entdeckt Rum bewusster – und erkennt die Vielfalt der Stile zwischen Melasse-Rum, Zuckerrohrsaft-Rum und streng definiertem Rhum Agricole.
FAQ – Häufige Fragen zur Rumherstellung
Ist Rum immer aus Melasse hergestellt?
Nein. Rum kann aus Melasse oder aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft hergestellt werden.
Was unterscheidet Rum aus Zuckerrohrsaft von Rhum Agricole?
Rhum Agricole ist ein geschützter Rumstil mit regionalen AOC-Vorgaben. Zuckerrohrsaft-Rum kann weltweit produziert werden und ist nicht automatisch Agricole.
Welche Rolle spielt die Fermentation beim Rum?
Die Fermentation prägt einen großen Teil der Aromen. Lange Fermentation führt meist zu komplexeren Profilen.
Warum schmecken Rums so unterschiedlich?
Weil Rohstoff, Fermentation, Destillationsmethode und Fassreifung sehr unterschiedlich gestaltet werden können.
Reift Rum immer in Holzfässern?
Nein. Einige Rums werden ohne Fassreifung abgefüllt. Fassgereifte Rums erhalten dadurch zusätzliche Aromen und Struktur.